jimy
Dem würde ich mich spontan so anschließen - weißes Blatt und in der Draufsicht die Apparate. Ich denke, ich würde einen Grundriß der Bühne incl. Hängepunkte (Laststangen, Züge, Rigg) als Hintergrundbild verwenden und die Apparate mit Normzeichen statt der Bilder an ihrer "echten" Position reinhängen - also ein "Verhangplan" zum Anklicken.
Ich setze DMXControl bisher nicht produktiv ein. Die ganzen Theater-, Konzert-, Musical-... Lichtkisten der letzten Jahre habe ich mit kleinen Speicherpulten (wenige Stimmungen, wenige Kanäle, Handbedienung) oder mit einem selbstgestrickten Computerpult, dessen Bedienung stark an die vor 20 Jahren in den öffentlich-rechtlichen Theatern vorhandenen Steuerrechner angelehnt ist, umgesetzt.
In den Genuß, die Bedienelemente gleich ihrer Position entsprechend anzuordnen, bin ich bis zur Einarbeitung in DMXC nicht gekommen.
Grundsätzlich arbeite ich auf Papier mit beiden von mir beschriebenen Versionen: Ein Verhangplan, der in der Draufsicht zeigt, wo welcher Apparat hängt und ein (ausgedünnter) Abrichtplan, der per Flächen auf dem Bühnengrundriss angibt, welcher Apparat wohin leuchtet - dabei werden in die ausgeleuchteten Bereiche die Kanalnummern geschrieben, die diese Bereiche ausleuchten - durch geschickte Anordnung der Zahlen im ausgeleuchteten Feld wird auch sofort klar, aus welcher Richtung der jeweilige Kanal und ggf. wie eingefärbt leuchtet. Auf ein Blick ist sofort erkennbar, welche Kanäle man anpacken muss, um z.B. den Solisten links von vorne hell zu machen und auf welchem Kanal ein passendes (aber sicher flächigeres) Gegenlicht in blau zu finden ist. Erleichtert das Programmieren stark und mit entsprechend belegten Submastern wird auch ein Abend mit einigen Unbekannten durchaus live handhabbar.
Ausgedünnt ist der Abrichtplan, da die Flächen nur grob angegeben werden und z.B. nichts zum Thema Abschieben / Schärfe / zum Abrichten einzurichtende Requisiten/Möbel... mit drauf steht (was zum wirklichen Abrichten nötig ist)
Ich komme gerade nicht an mein Archiv, sonst hätte ich mal als Beispiel Verhang- und Abrichtplan einer meiner bescheidenen Projekte eingestellt.
@seeget
Nee - das mit der Bühnenansicht ist voll in Ordnung, wenn es Dir hilft - manche der Apparate siehst Du aber vom Pult und daher auf dem Foto, das Du von der Position gemacht hast, nicht. Wie oben beschrieben bin ich bisher nicht in den Genuß gekommen, derart bildlich zu arbeiten, deshalb meine Frage, wie gut es sich für Euch handhaben lässt.
McCandless - Sorry für das fachchinesisch.
Stanley McCandless war ein Ami, der sich in den 1940ern systematisch mit dem Thema Theaterlicht auseinandergesetzt hat. Seite theoretischen Arbeiten haben starken Eingang in die in den USA schon damals sehr fortgeschrittene Ausbildungsarbeit im theatertechnischen Umfeld gefunden. Ist gemacht für konventionelles Licht und vorwiegend für "Drama", also Schauspiel, Oper und z.T. Musical.
Grundsätzlich teilt er die Bühne in (bei kleinen bis mittleren Bühnen) 6 gleiche Flächen ein, drei davon vorne, drei davon hinten. Jede dieser Flächen wird nun identisch ausgeleuchtet, d.h. je nach Anzahl der verfügbaren Apparate, Kanäle, elektrische Leistung... werden 2, 3 oder auch mehr Apparate auf diese Fläche ausgerichtet. Grundlage sind 2 Apparate von vorne, jeweils ca. 45° aus der Mitte (Draufsicht) und ca 45° von oben herab (Seitenansicht) und 1 Apparat von Mittig, ca 45° von oben herab. Bei mehr Apparaten wird die Ausstattung je Bereich (Farben, hohes seitliches Licht...) vergrößert. Unter 6 Flächen ist im Regelfall nicht sinnvoll, weil dann z.B. keine Einzelperson, die in der Mitte steht, ein der Fläche angepasstes Licht kriegen kann - man müsste links und rechts hell machen und dann hätte man sich die Mühe der Trennung gleich sparen können.
Fürs Weiterlesen hier ein paar Links (selbst nur überflogen, daher keine Haftung für Qualität)
Englischer Wiki-Eintrag
Eine konkrete Anwendung (Northern State University) - dieser Beitrag beschreibt recht hübsch, wie mit den 6 Flächen und Hinzunahme weiterer Apparate systematisch immer mehr Effekte möglich sind.
Weitere Inhalte dürfte Google mit den Suchworten "mccandless lighting" zum Vorschein bringen - die meisten allerdings Englisch, der Bursche hat immerhin in den Staaten gewirkt. Auch die ganzen Maße werden in Feet... angegeben.
Die Richtungsangaben sind übrigens etwas anders. Die Amis beziehen sich bei diesen Angaben i.d.R. auf "Stage", d.h. sie schauen wie der Darsteller.
In Deutschland wird i.d.R. vom Zuschauer aus gedacht (die linke Gasse wäre in den USA Stage right) Vorne, also zum Zuschauer hin ist Down und hinten, vom Zuschauer weg ist up.
Nur, dass Du Dich nicht wunderst, warum die Flächen in dem Beitrag im zweiten Link scheinbar spiegelverkehrt bezeichnet sind.
Das alles ist für's Grundlicht und hat nix mit den Effekten wie Moving-Lights, Verfolger, satte Farben, Ausleuchten des Hintergrundes (Horizont), Lichtvorhänge... zu tun. Aber es verhindert, dass man sein Material erst mal für Effekte oder 22 Solopositionen verballert und dann den Chor mit den letzten 4 Baumarktstrahlern hell machen muss, die man irgendwo auf die Schnelle auftreibt (auch hier schon einen ganz stolzen Projektbericht gelesen, in dem vor lauter schönen Lichtbildern vergessen wurde, dass es ja auch noch Darsteller gibt, die gesehen werden wollen)
Deine Bühne ist allerdings erst mal NICHT für McCandless in der strengen Form geeignet - die Beleuchtungsträger sind zu nahe an den jeweiligen Bühnenkanten - aber die grundsätzliche Denke, dass man jeden der gewählten Bereiche erst mal mit den gleichen Möglichkeiten ausstattet und erst zum Schluß die Specials setzt, hilft sicher auch in diesem Fall, gerade da die Lampen ja nicht für jede Produktion komplett umgehängt werden sollten (zumindest interpretiere ich das so, da Du ausdrücklich von verschiedenen Personen sprichst, die da reinkommen und einen Abend fahren sollten. Damit so Pingel wie ich nicht sofort rumschrauben würden, wenn sie eine Produktion da drin hätten, wäre ein systematisches Grundlicht sicher von Vorteil).