Mal noch ein kleiner Ausflug in die Tontechnik: Mit Digitalmischpulten hat man solche Probleme auch, und da liegen die Latenzen tatsächlich grob in solchen Größenordnungen. Mal anhand des bereits erwähnten X32 herausgesucht (Bedienungsanleitung):
I/O latency (console input to output): 0.8 ms
Network latency (stagebox in > console > stagebox out): 1.1 ms
Expansion Card Performance: Typical round-trip latency HighSpeed USB 2.0: ~14 ms
Da muss man sich echt Gedanken machen, wie man Latenz irgendwie beschränkt und den Jitter klein hält - deswegen verwendet die digitale Stagebox mit AES50 oder auch Ultranet zwar auf dem physischen Layer Ethernet (denn da sind die Komponenten günstig und haben eine hohe Reichweite - machen viele Anwendungen so), aber die Layer darüber - sofern man hier vom OSI Schichtenmodell sprechen kann - sind dann kein Ethernet mehr, sondern eigene (simple) Protokolle.
Bei der Tontechnik kommt dann noch etwas anderes dazu: Die Schallgeschwindigkeit in Luft von 343,2 m/s
Das heißt, pro 1 ms Latenz darfst du eigentlich wieder die Lautsprecher 343 mm weiter vor die Bühnenkante stellen, um mit einem solchen System eine Person an der Bühnenkante ohne hörbare Latenz verstärken zu können.
In der Lichttechnik sind 20 ms quasi "nichts" - um mal ein Gefühl dafür zu bekommen: Wenn du dein Stroboskop auf 50 Hz einstellst, dann beträgt die Zeit zwischen zwei Blitzen 20 ms. In der Zeit hat ein Shutter in nem Movinghead gerade mal angefangen, sich zu bewegen. Wenn man hier mit eine Lichtshow programmieren will, dann findet der "Latenzausgleich" eh optisch statt, indem man den Effekt so lange passend verschiebt, bis die Optik zur Musik passt.